Annette von Wedel ist eine der Initiatorinnen von female.vision – einer Initiative, deren Ziele nach ärmelaufkrempeln und machen klingen. Es geht darum, Akteur*innen, die sich bereits für eine Transformation der (Arbeits-) Welt einsetzen oder einsetzen wollen, effizient zu vernetzten, um gemeinsam co-kreativ zu handeln und mit konkreten Ansatzpunkten notwendige Veränderungen anzustoßen. Der erste female.vision Summit wird am 15. und 16. November in Berlin stattfinden.

Frau von Wedel, was ist neu an female.vision?

Ich hatte es satt, mir die vielen Sonntagsreden anzuhören, die eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern fordern, in denen von Vielfalt gesprochen wird, die aber im Handeln die Einfalt befördern. Ich hatte es satt, mir das Lamentieren darüber anzuhören, dass Frauen sich nicht trauen, dass sie ermutigt werden müssen, oder auch, dass es noch mehr Maßnahmen und Programme braucht, um Frau endlich ausreichend zu qualifizieren. Es kann nicht länger sein, dass Frauen als irgendwie mangelbehaftete Wesen betrachtet werden: ein ewiger Reparaturfall, Sand im geschmeidigen Getriebe von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Da kann etwas nicht stimmen, deshalb habe ich Anfang diesen Jahres die Initiative female.vision ins Leben gerufen. female.vision hat das Ziel eine Vision zu entwickeln – für die Welt, in der wir leben, arbeiten und Kinder erziehen. Eine Vision, die aus weiblicher Perspektive die Systemfrage stellt und deshalb nicht nur Strukturen und Kulturen radikal hinterfragt, sondern vor allem auch die Rollenbilder und Geschlechterzuschreibungen. Ganz im Sinne von: „Don´t fix the women, fix the system“.

Warum sollten Frauen und Männer sich dafür engagieren?

Eine Vision, die aus weiblicher Perspektive die (Arbeits-) Welt der Zukunft beschreibt und eine Veränderung anstößt, wird zu einer (Arbeits-) Welt führen, die auch für Männer attraktiver ist, als das, was wir im Moment vorfinden. female.vision heißt, aufzuzeigen, was für Frauen und Männer und damit auch für Organisationen im Sinne von Potenzialentfaltung möglich wird – in welchen Arbeitsstrukturen und in welcher Arbeitskultur die Auflösung von bestehenden Rollen- und Geschlechterklischees und die damit verbundene Erweiterung des Handlungsspektrums nachhaltig gelingen kann. Deshalb sollten sich Frauen und Männer gemeinsam für female.vision engagieren!

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Was sind Ihre Ziele in Wirtschaft, Bildung und Politik und was brauchen Sie, um die zu erreichen?

Damit eine female.vision Wirklichkeit werden kann, viele Aspekte umfasst und konkret die Akteure und Elemente einer Veränderung beschreibt,  braucht es viele, die mitdenken, mitdiskutieren und mitgestalten.  Es braucht eine Plattform, die einen solchen übergreifenden Austausch ermöglicht, einen gemeinsamen Willensbildungsprozess initiiert und Raum bietet, um Neues zu erproben, zu gestalten und Aktionen gemeinsam zu planen.

Diese Plattform ist der female.vision summit, der zum ersten Mal am 15./16.11. in Berlin stattfindet. Der Summit lädt Frauen und Männer aus unterschiedlichen Organisationen und Institutionen (Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Medien, Gesundheit, etc.) sowie (Frauen-) Netzwerke und Verbände ein, um gemeinsam ins Handeln zu kommen. Ziel ist es, heute ein Zeichen zu setzen, damit wir morgen in einer Welt leben, in der gleichberechtigte Teilhabe gelebte Realität ist.

Der Summit wird Energie, Bewusstsein und die notwendige Dynamik in wichtige Themen bringen und Female Empowerment erlebbar machen. Er bietet als Forum die richtige Plattform, sich als Person, Organisation oder Unternehmen konkret für eine Veränderung der Arbeits- und Lebenswelt in Deutschland einzusetzen.

Was versprechen Sie sich vom Matching in der female.vision online Community?

Um einen möglichst breiten und öffentlichen Diskurs zu starten, haben wir im Rahmen der Initiative, die female.vision online-community eröffnet. In dieser online-Community, die auf der Expertise der Firma CHEMISTREE GmbH meiner Mitinitiatorin Rosmarie Steininger beruht, haben sich bereits knapp 100 Teilnehmer, vor allem Frauen, registriert. (https://www.chemistree.de/de/matching/femalevision/register ).

Wir ermöglichen auf diese Weise allen, die sich für die Idee von female.vision interessieren und mitreden wollen, sich online auch über den Summit hinaus oder unabhängig davon zu vernetzen. Hier können Ideen weiterentwickelt und konkretisiert werden und es ist möglich, der Forderung nach Veränderung nachdrücklich eine vernehmbare Stimme zu verleihen.

Durch Anwendung des innovativen Matchingverfahrens (es basiert auf Algorithmen, die mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurden) ist eine Vernetzung mit genau den Mitgliedern der online-community möglich, die ähnliche Themen bewegen und mit denen die Chemie stimmt. Im Ergebnis können so völlig neue Verbindungen und Verknüpfungen entstehen. Je nach Präferenz bleibt es beim virtuellem Austausch, es sind aber auch reale Treffen der gematchten Mitglieder der online-Community möglich.  Das ist eine gute Grundlage für eine Debatte, die das Potenzial hat den politischen Diskurs zu beeinflussen.

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Welche Partner haben Sie im Boot und welche brauchen Sie noch?

Für die Umsetzung der Idee von female.vision und die Organisation des female.vision Summit im November konnte ich drei tolle Frauen gewinnen: Rosmarie Steininger, Inhaberin und Geschäftsführerin CHEMISTREE GmbH, München, Katja Anclam, Unternehmerin Spaceplant Media und international tätige TV und Media Expertin mit Fokus China, Sandra Baron, Inhaberin BCC-Baron Coaching & Consulting und Ambassador of European Network for female entrepreneurship, Berlin.

Wir vier Frauen verbinden Erfahrung, Kompetenz und die notwendige Vernetzung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mit, um female.vision bekannt zu machen und eine innovative Veranstaltung wie den female.vision Summit zum Erfolg zu führen.

Für den Summit haben wir (Frauen-)Verbände und Netzwerke wie FidAR, den Deutschen Frauenrat, Bundesverband der Unternehmerinnen, Panda aber auch die Karrieremesse herCAREER als Kooperationspartner*innen gewonnen, die in ihren jeweiligen Netzwerken als Multiplikatoren für female.vision wirken und dafür sorgen, dass das Anliegen bekannt und hörbar wird.

Schon im Vorfeld des Summits wird es im Herbst einige Veranstaltungen mit unseren Kooperationspartnern geben, u.a. am 22.10.2019 ein Abend in Berlin mit „Women`s Boardway“ (https://womensboardway.de/boardstories/), bei der in der Reihe Boardstories, die ehemalige Bundesministerin für Justiz, Brigitte Zypries zu Gast sein wird. Und am 10./11.Oktober findet in München die Messe HerCareer statt, mit der wir ebenfalls kooperieren. Da gibt es u.a. ein Meet Up mit dem Frauennetz der Deutschen Bahn und unserer Mitinitiatorin Rosemarie Steininger.

Was brauchen wir noch? Momentan treiben wir vier Initiatorinnen von female.vision die Initiative und vor allem auch den Summit mit persönlichen Kräften und Mitteln voran. Um möglichst vielen Menschen die Teilnahme am Summit zu ermöglichen, soll sich die Veranstaltung nicht ausschließlich durch den Eintrittspreis finanzieren. Wir suchen deshalb Unternehmen und Privatpersonen, die unser Projekt (finanziell) unterstützen, weil sie finden, dass es an der Zeit ist, das bestehende sehr männlich geprägte System in Frage zu stellen und die deutlich machen wollen, dass sie oder ihr Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und sich konkret für eine Veränderung der (Arbeits-) Welt im Sinne einer female.vision einsetzen.

Wie sehen Sie die Dynamik von female.vision – auf welche Weise wollen Sie konkrete Veränderungen bewirken und vorantreiben?

Von Anfang an war es für mich wichtig, ein reales Treffen von Visionär*innen zu organisieren, für Frauen und Männern, die Lust haben darüber nachzudenken, wie eine (Arbeits-) Welt aussieht, in der gleichberechtigte Teilhabe Realität ist. Dieses Treffen, der erste female.vision Summit, findet nun am 15./16.11. in Berlin, im Private Roof Club, direkt an der Oberbaumbrücke statt. Wir rechnen mit etwa 150 Teilnehmer*innen.

markus-spiske-NU9dJSRqs4o-unsplashDer Summit  ist als „Arbeitstreffen“ geplant und funktioniert wie eine Art Forschungslabor. Als WarmUp am 15.11.19 findet in Kooperation mit den Veranstalter*innen der Berliner FuckUp Nights eine Premiere statt: die erste FuckUpNight – Female Edition. (Drei) Frauen erzählen von ihrem beruflichen Scheitern und davon, was daraus Neues entstanden ist. Aus Misserfolgen erwächst die Kraft für neue Ideen und auch der Wille zu manchmal radikalen Veränderungen. Diesen Impuls brauchen wir!

Beim Summit, am 16.11.19, sollen Impulse erfolgreicher Aktivist*innen, u.a. von einer der Initiatorinnen  von Maria 2.0 (einer Bewegung von Frauen in der katholischen Kirche) oder Äsma al Abidi (Aktivistin der Frühlingsrevolution in Tunesien) ermutigen die vorherrschende Dominanz des männlichen Prinzips und damit (Macht-) Strukturen, (Werte-) Kulturen sowie Rollenmuster in Frage zu stellen. Julia Borggräfe, Abteilungsleiterin „Digitalisierung und Arbeitswelt“ im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, wird in einem Impuls aufzeigen, welche Veränderungen (Chancen und auch Risiken) Digitalisierung und Flexibilisierung der Arbeitswelt bringen und was die Politik für eine Veränderung, für eine Humanisierung der Arbeitswelt, tun kann.

Außerdem besteht die Möglichkeit in einem der spannenden zehn Workshops selbst aktiv zu werden. Sie werden von erfahrenen Trainer*innen wie beispielsweise Sandra Baron (Executive Coach und Unternehmens(kultur)wandlerin sowie Mitinitiatorin von female.vision), praxisnahen Expert*innen und Rollenvorbildern gestaltet. Im Mittelpunkt steht das gemeinsame Entwickeln konkreter Aktionen für eine notwendige Veränderung der (Arbeits-) Welt.

Diese Aktionen werden mit jedem weiteren Schritt eine Welle in Gang setzen, deren Bewegung durch die Eigendynamik nicht mehr aufzuhalten ist. 30 Jahre nach Mauerfall steht als Abschluss des Summits das female.vision Manifest: Unter dem Motto „30 Zeichen in 3 Monaten“ werden 30 konkrete Aktionen, die in den Workshops entstanden sind, verabschiedet. Das ist unser Ziel, denn nur durch konkretes Handeln verändern wir unsere Realität und erschaffen uns die Welt, in der wir uns einander von Mensch zu Mensch begegnen. Der Zeitraum von 3 Monaten für die Umsetzung ist dabei lang genug, um Sichtbarkeit zu erreichen und vernehmbar zu werden.

Ein erstes Fazit darüber, was wir bewegen konnten, erfolgt im ersten Follow-Up im April 2020. Die Planungen dafür laufen bereits.

Alle Informationen zum female.vision Summit finden Sie hier.


Profil von Annette von Wedel

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Annette v. Wedel ist Inhaberin des Beratungsunternehmen ANNETTE VON WEDEL CONSULTING, das sie in 2018 gegründet hat. Nach dem Studium der Betriebswirtschaft an der Universität Göttingen, der TU Berlin sowie an der London School of Economics, arbeitete sie einige Jahre als Unternehmensberaterin. 2001 wechselte sie zur Deutschen Bahn AG. Nach verschiedenen Führungsfunktionen in der Konzernstrategie, wurde sie Leiterin der Personalstrategie und zuletzt bis 2018 Leiterin Diversity Management, mit direkter Berichtslinie an den Vorstand Personal.

Fokus ihrer aktuellen Beratungstätigkeit ist, Organisationen zu helfen, unter Berücksichtigung der vorhandenen Vielfalt, Teamdynamik zu verstehen und aktiv zu beeinflussen. Darüber hinaus engagiert sie sich für mehr Frauen in Führungspositionen und die dafür notwendige Veränderung von Organisations- und Arbeitskultur. Annette v. Wedel ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in Potsdam.

 

Ein Kommentar zu „female.vision: „Don’t fix the Women- elevate the System.“

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